Rechercheanleitung in 4 Schritten
Gut geplant, ist halb gefunden.
Recherchen gezielt planen.
Was heißt Recherchieren?
Im Duden steht: Recherchieren bedeutet nachforschen, ermitteln, sich genau informieren, sich ein Bild von einer Sache machen und Hintergründe Kennenlernen.
Hier erfahren Sie, wie Sie am besten vorgehen, um Ihre Literaturrecherche zum gewünschten Ergebnis zu bringen: Genau die relevante Literatur zu Ihrem Thema zu finden, nicht mehr und nicht weniger.
Erfolgreich recherchieren in vier Schritten
Schritt 1: Vorbereitung - Was muss ich vor einer Recherche wissen?
Schritt 2: Recherche - Was muss ich bei der Recherche beachten?
Schritt 3: Evaluation - Wie bewerte ich mein Rechercheergebnis?
Schritt 4: Weiterverarbeitung - Speichern, Drucken, Zitieren...
Schritt 1 - Vorbereitung
Zuerst sollten Sie sich folgende Fragen stellen:
Was suchen Sie?
Wie viel Zeit haben Sie?
Was brauchen Sie?
Wo suchen Sie?
Was suchen Sie?
Setzen Sie das Thema Ihrer Arbeit in eine Frage oder einen Satz um und/oder zerlegen Sie Ihr Thema in mehrere Aspekte. Notieren Sie sich passende Begriffe, die Teile Ihres Themas beschreiben, und denken Sie dabei auch an synonyme oder verwandte Begriffe. So lässt sich leicht eine umfassende Wortliste
zusammenstellen, die Sie dann bei Ihrer Recherche einsetzen können.
Die meisten der (elektronischen) Bibliographien weisen nicht nur Autor, Titel, Erscheinungsjahr und sonstige
bibliographische Angaben nach, sondern erschließen die aufgenommene Literatur auch thematisch.
Mit den Begriffen Ihrer Liste können Sie diese thematische Erschließung mit so genannten Schlagwörtern oder Deskriptoren nutzen. Am besten notieren Sie Ihre Begriffe gleich in deutscher und englischer Sprache, denn die meisten bibliographischen Datenbanken erscheinen in englischer Sprache.
Übersichtlicher wird es, wenn Sie die Begriffe in einer Tabelle zusammenfassen.
Wie viel Zeit haben Sie?
Ebenfalls gleich zu Beginn sollten Sie sich ein paar Gedanken über Ihre Zeitplanung machen:
Wie viel Zeit will bzw. kann ich für Literaturrecherchen verwenden?
Wann sollte ich die Basisliteratur gefunden (und gelesen) haben?
Habe ich die Zeit, auf eine Fernleihe zu warten?
Was brauchen Sie?
Es empfiehlt sich ganz zu Beginn abzuklären, wie umfangreich die Literaturrecherche eigentlich werden soll: Reichen Ihnen fünf bis zehn wirklich gute Literaturstellen oder soll Ihre Suche so vollständig wie möglich sein? Welchen Zeitraum muss Ihre Recherche abdecken? Ist es ausreichend, nur Bücher zu verwenden oder sollten Sie auch die wichtigsten Zeitschriftenaufsätze zitieren?
Wo suchen Sie?
In welchen Informationsmitteln Sie letztlich Ihre Recherche durchführen, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
Reichen Bücher für den Umfang Ihrer Arbeit aus, werden Sie vorzugsweise in Bibliothekskatalogen suchen.
Benötigen Sie auch Zeitschriftenaufsätze, ist die Suche in (elektronischen) Bibliographien unerlässlich
Ist deutsch- oder auch englischsprachige Literatur relevant?
TIPP!
Achten Sie bei englischsprachigen Begriffen auch auf verschiedene Schreibweisen eines Begriffs im britischen und amerikanischen Englisch.
So wird der Begriff „labor“ im britischen Englisch mit einem zusätzlichen „u“ geschrieben: „labour“.
Einige Datenbanken verweisen automatisch auf die jeweils andere Schreibweise, aber nicht alle!
Denken Sie auch an Singular und Plural, an Umlaute und Sonderzeichen.
Schritt 2 - Recherche
Auch hier geht es mit Fragen los:
Wie suchen Sie?
Wie kann ich mir einen ersten Überblick verschaffen?
Wie setze ich Boolsche Operatoren ein?
Wie nutze ich die Möglichkeiten eines Suchsyntax?
Was ist der Unterschied zwischen Index und Thesaurus?
Worauf sollte man bei einer Suche im Freitextfeld achten?
Wie suchen Sie?
Sie haben Ihre Suche vorbereitet, das Thema definiert, eine Wortliste entworfen, die unklaren Begriffe geklärt, den Ziel-Umfang festgelegt und die relevanten Informationsquellen, also z.B. elektronische Fachbibliographien ausgewählt.
Wenn Sie das erste Mal mit einem Katalog oder einer elektronischen Fachbibliographie arbeiten, sollten Sie sich als erstes einen Überblick über den Inhalt und die Suchmöglichkeiten verschaffen.
- Welche Themengebiete werden abgedeckt?
- Welche Dokumentarten werden ausgewertet?
(Zeitschriftenaufsätze, Monographien, Kongressberichte, Aufsätze aus einem Sammelband...) - Wie viele Nachweise enthält die Datenbank?
- Wie ist die Berichtszeit der Datenbank, das heißt, ab wann (und gegebenenfalls bis wann) wurden die Dokumente für die Datenbank ausgewertet?
- Wie oft wird die Datenbank aktualisiert?
- Welche Suchfelder gibt es?
- Wie muss ich die gesuchten Begriffe in die Felder eingeben?
- Wie werden die Begriffe und Felder miteinander verknüpft, wenn ich mehrere Wörter eingebe?
- Wie kann ich verschiedene Begriffe miteinander kombinieren?
- Wo verbirgt sich das Feld mit der thematischen Erschließung ( Schlagwort, Subject Heading o.ä.) und gibt es dazu einen suchbaren Index oder Thesaurus?
- Nach welchen formalen Kriterien (zeitlich, sprachlich, Publikationstyp...) kann ich meine Suche eingrenzen?
Wie setze ich Boolesche Operatoren ein?
Unter Booleschen Operatoren versteht man die Verknüpfungen von UND, ODER und NICHT, um mehrere Suchbegriffe in einem Feld oder in mehreren Feldern miteinander zu kombinieren. Damit wird jeweils eine Schnittmenge (UND), eine Vereinigungsmenge (ODER) oder eine Ausschlussmenge (NICHT) gebildet.
Wie nutze ich die Möglichkeiten eines Suchsyntax?
Viele Datenbanken bieten weitere Verknüpfungsmöglichkeiten, wie die Verwendung von Klammern zur Strukturierung einer Suchanfrage oder die Suche nach Phrasen (also aus mehreren Wörtern bestehende Begriffen, z.B. „labour party“), was häufig in Anführungszeichen geschieht.
Eine Trunkierung ist auch fast immer möglich: Dabei suchen Sie nach dem Wortstamm (trunk) bwz. einfach einem Teil des Wortes, der um ein Trunkierungszeichen (Joker, wildcard) ergänzt wird. Dafür werden verschiedene Zeichen verwendet, z.B. * oder $ oder ?. (Z.B. Euro* findet Euro, Europa, Europäische, etc.).
Einige Datenbanken lassen Nachbarschaftsoperatoren zu (ADJ, NEAR etc.), die eine noch feinere Suche
ermöglichen, weil man das Nachbarschaftsverhältnis zweier Suchbegriffe zueinander festlegen kann.
In der Hilfe der jeweiligen Datenbank erfahren Sie darüber Näheres!
Was ist der Unterschied zwischen Index und Thesaurus?
Ein Index ist eine Wortliste bzw. ein Register, das alle in einer Kategorie einer Datenbank
(z.B. Autor oder Schlagwort) enthaltenen Suchbegriffe in alphabetischer Reihenfolge enthält.
Ein Thesaurus zeigt Ihnen zusätzlich auch noch die semantischen Beziehungen zwischen den
Schlagworten an (Unterbegriff, Oberbegriffe, Verwandte Begriffe) und gibt Ihnen so Hinweise auf weitere mögliche Suchbegriffe.
Nutzen Sie Index und/oder Thesaurus, um Ihre Wortliste mit dem in der Bibliographie verwendeten Vokabular abzugleichen! Dadurch werden Sie zu sehr viel präziseren Ergebnissen kommen.
Worauf sollte man bei einer Suche im Freitextfeld achten?
Die Suche in Index oder Thesaurus setzt voraus, dass Sie schon eine relativ konkrete Vorstellung der gesuchten Begriffe haben. Wie aber geht man am besten vor, wenn man sich darüber noch unsicher ist?
In diesem Fall empfiehlt sich eher die etwas umfassendere und gröbere Suche über ein Freitextfeld
(Überall, All fields o.ä.), wenn dieses angeboten wird. Bei einer Freitextsuche werden zumeist
alle wichtigen Suchfelder gleichzeitig durchsucht, z.B. Autor, Titelstichwort, Schlagwort/Deskriptor, Abstract etc... Auf diese Weise erhält man zum Beginn einer Recherche in der Regel sehr viele Treffer, die man dann nach und nach einschränken kann. Schauen Sie sich in einem solchen Fall ein paar der gefundenen Titel in der Vollanzeige an, um die relevanten Schlagworte/Deskriptoren für Ihr Thema zu entdecken.
Bei zu vielen Suchergebnissen erreichen Sie im Anschluss eine Einschränkung, in dem Sie z.B. gezielt nach den gefundenen relevanten Schlagwörtern/ Deskriptoren suchen bzw. einzelne Begriffe oder Suchergebnisse mit dem Operator AND verknüpfen.
Schritt 3 - Evaluation
Auch hier geht es mit Fragen los:
Wie bewerte ich meine Rechercheergebnisse?
Was tun bei zu wenig relevanter Literatur?
Was tun bei zu vielen Suchergebnissen?
Wie bewerte ich meine Rechercheergebnisse?
Eine Recherche ist immer eine Gratwanderung zwischen zu viel und zu wenig finden.
Was heißt das nun für die Praxis?
Wenn Sie alles zu ihrer Suchanfrage finden, was in der Datenbank enthalten ist, erhalten Sie auch viele nicht relevante Treffer und müssen diese von Hand aussortieren. Wenn Sie dagegen fast nur relevante und wenig unbrauchbare Ergebnisse bei Ihrer Recherche erhalten,
bedeutet das umgekehrt, dass wahrscheinlich noch einige relevante Treffer in der Datenbank vorhanden sind, die Sie nicht gefunden haben.
Bei einer konkreten Suchanfrage merken Sie in der Regel sehr schnell, auf welcher Seite sich ihre Treffermenge befindet. Wie Sie weiter vorgehen hängt wiederum mit der Frage nach der Zielrichtung ihrer Recherche zusammen. Brauchen Sie nur einen groben Überblick über ein Thema für beispielsweise eine Seminararbeit, so sollten Sie vor allem auf Relevanz achten und können sich das mühsame Aussortieren nicht relevanter Treffer nach der Recherche sparen. Benötigen Sie aber eine genaue Analyse Ihres Themas für beispielsweise Ihre Studienabschlussarbeit, so wird die Vollständigkeit wichtig sein und Sie müssen Ihre Suche breiter fassen, damit Ihnen keine wichtigen Details verloren gehen.
Was tun bei zu wenig relevanter Literatur?
Sie haben relevante Literatur gefunden, sind aber der Meinung, das sei noch zu wenig?
Dann sollten Sie folgendes überdenken:
- Haben Sie alle wichtigen Schlagworte richtig verwendet? Oder finden Sie im Index noch weitere Begriffe,die von Belang sein könnten?
- Mit welchen Schlagworten sind Ihre bisherigen Treffer erschlossen; könnten Sie damit nochmals eine neue Suche starten? Macht es Sinn, nach einem Begriff trunkiert zu suchen?
- Haben Sie in allen relevanten Informationsquellen gesucht? Gibt es vielleicht noch speziellere Bibliographien,in denen Sie weiter suchen könnten?
- Nutzen Sie das Schneeballsystem:
- Welche Titel werden in den Literaturverzeichnissen der von Ihnen gefundenen Bücher und Aufsätze genannt?
- Sind dabei auch solche, die für Ihre spezielle Fragestellung nützlich sein könnten?
Neben diesem rückwärts gerichteten Schneeballsystem könnten Sie auch in die Zukunft suchen: Einige Datenbanken (z.B. Scopus, Social Sciences Citation Index, SciFinder Scholar) ermöglichen eine Suche danach, in welchen späteren Werken ein bestimmter Aufsatz zitiert wurde.
Was tun bei zu vielen Suchergebnissen?
Sie ertrinken in der Flut der gefundenen Literaturhinweise?
Schauen Sie die gefundenen Treffer intensiv durch:
- Welches sind die inhaltlich doch verzichtbaren Titel, weil sie nur einen Randbereich Ihres eigentlichen Themas abdecken oder nichts Neues zu Ihrer Arbeit beitragen?
Spätestens beim Anlesen eines Buches oder Aufsatzes werden Sie in einigen Fällen auch merken, dass der Titel doch zu viel versprochen hat und vielleicht gar nicht so viel hergibt. - Eine nochmalige Eingrenzung Ihres Themas (Schritt 1) kann helfen. Bei der Recherche können Sie dies durch die Verwendung von AND-Operatoren umsetzen.
Auch qualitative Kriterien spielen eine Rolle:
- Ist der Autor renommiert, hat er zu diesem Thema schon mehrfach veröffentlicht, arbeitet er z.B. an einer Universität?
- Ist ein Aufsatz in einer seriösen Fachzeitschrift erschienen (z.B. mit einem peer-reviewing-Verfahren, in dem alle Aufsätze begutachtet werden); ein Buch in einem seriösen Verlag?
- Halten SIE die Argumentation für stichhaltig?
Mit Hilfe solcher Überlegungen lassen sich sicherlich einige weniger hochwertige Publikationen herausfinden, auf die dann verzichtet werden kann.
Schritt 4 - Weiterverarbeitung
Nun sind sie schon beim vierten und letzten Schritt ihrer Recherche, der Weiterverarbeitung der Ergebnisse.
Natürlich kann man sich die gefundenen Literaturhinweise abschreiben, kopieren oder scannen.
Vielfach kann man aus elektronischen Katalogen oder Bibliographien aber auch:
- Ausdrucken, entweder über den Druckbefehl des Browsers oder über ein spezielles Druckformat.
- Speichern, dies zumeist in verschiedenen Formaten. In der Bibliothek sollten Sie dafür einen USB-Stick mitbringen.
- Mailen, wobei es auch hier verschiedene Angebote der Datenbanken gibt, z.B. als Inhalt einer Mail oder als Anhang.
- Einige elektronische Bibliographien bieten auch die Möglichkeit, die eigenen Suchanfragen zu speichern (Search history), um so wieder darauf
zurück greifen zu können. Als weiteren Service bieten einige Bibliographien darüber hinaus beim Update der Datenbank eine
automatische E-Mail-Versendung von neuen Treffern einer einmal dafür gespeicherten Suchanfrage an (Alerting). Einige Datenbanken erlauben
zusätzlich den Import von Nachweisen in sogenannte Literaturverwaltungsprogramme.
Viel Erfolg bei Ihrer Recherche!
[ Quelle : Projekt Informationskompetenz der UB Konstanz ]