Die Universitätsbibliothek Bochum zeigt in Zusammenarbeit mit der Taiwanforschungsstelle, Fakultät für Ostasienwissenschaften, die Fotoausstellung "Motor der Moderne – Bildung in Taiwan 1900 - 1950".
In nur einem halben Jahrhundert vollzog Taiwan einen beeindruckenden Wandel von einem Randgebiet ohne staatliches Bildungssystem zu einer aufstrebenden Region mit modernen Schulen und Universitäten. Seltene Fotografien aus zwei historischen Sammlungen dokumentieren diese Entwicklung. Ein Team der Taiwanforschungsstelle hat im Rahmen von zwei Forschungsprojekten die Fotografien ausgewählt und mit Erläuterungen versehen.
Die Ausstellungseröffnung findet im Rahmen des internationalen TAP-Workshops „Digital Teaching and Digital Humanities in Taiwan Studies“ statt, der vom 30. September bis 2. Oktober 2024 an der Ruhr-Universität Bochum durchgeführt wird. Die Kuratorinnen, Christine Moll-Murata, Hsu Yu-yin und Chien Hung-yi geben kurze Einführungen in Deutsch und Englisch zu den ausgestellten Postern.
Die Ausstellung ist zu den regulären Öffnungszeiten zu sehen.
Der Eintritt ist frei.
Im Jahr 1895 wurde die Insel Taiwan, die seit 1683 zum Herrschaftsgebiet der Qingdynastie gehört hatte, Teil des japanischen Kolonialimperiums. Von der taiwanischen Bevölkerung wurde von da an erwartet, dass sie sich mit Japan identifizierte.
Um dies zu erreichen, wurde ein Erziehungssystem aufgebaut, das als ein Kernelement der kolonialen Moderne auf Taiwan fungierte. Es war insofern innovativ, als es vor der Kolonialzeit weder eine allgemeine Schulpflicht noch eine Berufsausbildung unter staatlicher Aufsicht gegeben hatte. Nach Kriegsende im Jahr 1945 übernahm die chinesische Nationale Volkspartei (KMT) die Macht über Taiwan. Die Bildungsanstalten erhielten einen neuen Auftrag, knüpften aber in mancher Hinsicht an die japanischen Vorbilder an.
Die Ausstellung dokumentiert mit Bildern aus zwei Archiven Momentaufnahmen dieser Bildungsinitiativen in Grund-, Mittel- und Hochschulen sowie in der Berufsausbildung.
Zum einen wird das Archiv des japanischen Arztes und zweiten Direktors der Medizinischen Hochschule Taipei, Takagi Tomoe (1858–1943), präsentiert, das im Rahmen des BMBF-Projekts „Taiwan als Pionier“ (TAP) aufgearbeitet wird.
Zum anderen werden Fotographien der ersten Sprach- und Lehrerbildungsanstalt gezeigt, der heutigen Pädagogischen Hochschule Taipei (National Taipei University of Education, NTUE). Diese stehen im Mittelpunkt eines gemeinsamen Digitalisierungsprojekts von NTUE und RUB, das von der Chiang Ching-kuo Foundation gefördert wird.
Text: Christine Moll-Murata
Die Ausstellung ist eines der Bochumer Ergebnisse des institutsübergreifenden BMBF-Forschungsprojekts Taiwan as Pioneer TAP. TAP ist ein interdisziplinäres und überregionales Postdoc-Verbundprojekt zur Förderung, strukturellen Stärkung und Vernetzung der Taiwanforschung zwischen den Universitäten Trier, Tübingen und Ruhr-Universität Bochum.
Wichtige Partner:innen für diese Ausstellung sind die Pädagogische Hochschule Taipei (National Taipei University of Education, NTUE), die eine der Fotosammlungen zur Verfügung stellt, und die Chiang Ching-kuo Foundation, die das Digitalisierungsprojekt der NTUE-Fotosammlung in Zusammenarbeit mit RUB und der Ostasienabteilung der Staatsbibliothek Berlin fördert.